Pimmelnuesse
In Kooperation mit dem WWF unterstützt der Karlsruher Zoo mehrere Artenschutzprojekte.
Dr. Reinschmidt von der Artenschutzstiftung im Interview
Das Masai-Mara-Artenschutzprojekt ist eines von mehreren Artenschutzprojekten des Karlsruher Zoos. Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt spricht im Interview über die Herausforderungen und Ziele des Projekts sowie den Artenschutzeuro und die Kooperation mit dem WWF.
Welche Rollen haben die Zoos beim internationalen Artenschutz?
Moderne Zoos sollten auch immer Artenschutzzentren sein. Mit Botschaftertieren können die Besucher die Tierarten erleben. Wir als Zoo versuchen dabei, die Menschen für die Probleme dieser Tiere in der Natur zu sensibilisieren – sei es Lebensraumzerstörung, Wilderei oder Mensch-Tier-Konflikte. Zudem züchten wir bedrohte Arten nach und schaffen so Backup-Populationen in Menschenhand. Aus solchen Zoopopulationen können, wenn der Lebensraum noch intakt ist, auch Tiere wieder ausgewildert werden.
Welche Rolle spielt der Artenschutz im Lebensraum der Tiere?
Wir versuchen immer passend zu unseren Lebensräumen im Zoo Projekte im Freiland zu unterstützen. Das machen wir aus den finanziellen Mitteln der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe. So unterstützen wir zum Beispiel Elefanten in Sri Lanka, Orang-Utans in Borneo oder Orangehaubenkakadus auf Indonesien. Zudem versuchen wir mit einem Biodiversitätsprojekt in Ecuador Nebelwald zu erhalten und wieder aufzuforsten. Für die großen Tierwanderungen unterstützen wir das Massai-Mara-Projekt des WWF in Kenia.
Wie genau sieht die Kooperation mit WWF aus?
Die Serengeti ist bekannt für die beeindruckenden Tierwanderungen in Afrika. Diese Routen führen aber nicht durch den bekannten Nationalpark, sondern verlaufen genauso durch die benachbarte Masai Mara. Dort gibt es allerdings durch den kenianischen Staat eine Landreform, die weiten Flächen werden in kleine Stücke aufgeteilt und an die Landbevölkerung vergeben. Um Zäune zu verhindern und die Routen der Tiere weiter zu ermöglichen, werden riesige Landflächen von der Bevölkerung gepachtet. Tiere und Menschen profitieren. Dafür brauchen wir jedoch einen großen Partner, den WWF. Der Clou aus unserer Sicht ist jedoch, dass 100 Prozent unseres Gelds der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe direkt in das Projekt gehen und nicht für Verwaltungs- oder Marketingmaßnahmen verwendet werden.
Seit wann nimmt der Artenschutz für Sie eine derart dominierende Rolle ein?
Der Artenschutz wird von Jahr zu Jahr wichtiger, weil immer offensichtlicher wird, dass wir mitten im sechsten großen Artensterben der Geschichte der Erde sind und der Mensch dafür verantwortlich ist. Gleichzeitig können wir Menschen das Artensterben aber auch abmildern und zumindest einige Arten retten. Dieser Verantwortung stellen wir uns als Zoogemeinschaft.
Gibt es denn Tierarten, die ohne ihre Haltung in Zoos oder Tierparks heute ausgestorben wären?
Es gibt viele Arten, die ohne die Haltung in menschlicher Obhut ausgestorben wären. Einige überleben derzeit nur in Zoos oder ähnlichen Einrichtungen, weil deren Lebensraum zum Beispiel zerstört ist, andere konnten bereits durch erfolgreiche Zuchtprogramme wieder ausgewildert werden. Wir als Zoo Karlsruhe haben uns bereits bei der Wiederansiedelung von Przewalskipferd, Wisent und Säbelantilope mit Tieren aus unserer Zucht erfolgreich beteiligt. Das macht Mut für die Zukunft.
Was zeichnet im 21. Jahrhundert einen guten Zoo aus?
Wir müssen als moderner Zoo den Spagat zwischen einem Ort der Freizeiterholung für den Menschen, wissenschaftlicher Einrichtung, außerschulischer Lernort für alle Bildungsschichten und unserer Aufgabe als Artenschutzzentrum schaffen. An erster Stelle steht jedoch immer das Wohl der bei uns gehaltenen Tiere. Wir werden nie den natürlichen Lebensraum nachbilden können, sollten jedoch immer daran orientiert sein, eine tiergerechte Haltung zu bieten, die den Tieren ihre Bedürfnisse weitestgehend erfüllt.
Haben Sie ein Lieblingstier?
Bei mir ist es nicht nur ein Tier, sondern eine ganze Gruppe verschiedener Arten: die Papageien. Schon als Kind habe ich meine Leidenschaft für diese Tiere entdeckt und mir diese bis heute behalten. Durch meine langjährige Arbeit in der größten Papageienhaltung der Welt auf Teneriffa und meinem Wissen über die Tiere ist die Liebe zu dieser Tiergruppe sogar immer größer geworden. Auch wenn ich alle Tiere mag, die Papageien sind für mich immer etwas ganz Besonderes.